Gülcin Kaya plaudert aus dem Nähkästchen- Wenn das Leben andere Pläne hat (Teil 2)
Die Geschichte von Gülcin Kaya, der Chefin mit 🧡 auf der Insel Föhr
Mit 21 Jahren stand Gülcin Kaya plötzlich vor einer völlig unerwarteten Situation: Sie wurde Mutter – und das ohne jegliche Unterstützung. Voller Ängste und Zweifel, was die Zukunft bringen würde, musste sie ihre beruflichen Träume zunächst auf Eis legen. Doch Gülcin, immer ein optimistischer Mensch, sah in dieser neuen Herausforderung auch eine Chance.
„Es war die Hoch-Zeit der Badekuren auf Föhr“, erinnert sie sich. Der Kurort Wyk auf Föhr war damals ein besonders beliebtes Ziel für Erholungssuchende. Viele Gäste ließen sich offene Badekuren verschreiben und mieteten Ferienwohnungen auf der Insel. „Die Patienten strömten in die Praxis, und wir kamen kaum hinterher.“ Um die immense Arbeitslast zu bewältigen, nahm Gülcin 300 Arztberichte mit nach Hause und tippte sie an einem Wochenende nach Diktat. „Es war ein echter Marathon!“
Auf der Insel Föhr war die Reinigungsbranche eine naheliegende Möglichkeit. Fest entschlossen, flexibel genug zu sein, um für ihren Sohn da zu sein und gleichzeitig Geld zu verdienen, fasste Gülcin den Entschluss, sich selbstständig zu machen. „Damals war das nicht so einfach wie heute“, erklärt Gülcin. „Es gab nicht die finanziellen Unterstützungen, die junge Mütter heute glücklicherweise bekommen können." Die Arbeit in der Arztpraxis war mit einem Baby kaum vorstellbar und so musste ein neuer Weg gefunden werden.
"Wer hätte eine alleinerziehende Mutter mit Baby eingestellt? Also wagte ich den Schritt und dachte: Warum nicht meine eigene Chefin sein?“
(Gülcin Kaya)
Dieser Entschluss war die ideale Lösung für ihre Situation. Sie konnte mit dem Gewerbeschein arbeiten und sich gleichzeitig um ihren Sohn kümmern. Doch es war keine einfache Zeit. „Ich hatte kaum Zeit für mich selbst – die Mutterschaft und die Selbstständigkeit forderten mich sehr heraus und brachten mich oft an meine Grenzen“, erinnert sich Gülcin. Am Ende des Tages fiel sie erschöpft ins Bett, doch sie blieb standhaft. „Es war eine harte Zeit, aber sie hat mich stark gemacht. Ich wusste, dass ich es schaffen kann, wenn ich daran glaube.“
Mit der Zeit fand Gülcin in ihren neuen Alltag hinein. Sie entwickelte eine Routine, lernte, ihre Zeit besser einzuteilen, und erhielt Zuspruch von einigen Wohnungseigentümern, die ihre Arbeit schätzten. Dieser Zuspruch gab ihr neuen Mut und Energie, weiterzumachen.
Im nächsten Teil dieser Blogreihe erfahrt ihr, wie Gülcin Kaya ihre Reinigungsfirma erfolgreich ausbaute und wie sie es schaffte, ihren Traum von einem eigenen Touristikunternehmen Schritt für Schritt zu verwirklichen.